Philosophische Spaziergänge

Philosophischer SpaziergangDer philosophische Spaziergang unterteilt sich in fünf Wegabschnitte, wobei zu Beginn die Gruppe mit den Regeln vertraut gemacht wird.

Die ersRegelnte und dritte Regel erachte ich als selbsterklärend, die zweite und vierte Regel bedürfen vielleicht einer Erläuterung:
Das mäeutisch-sokratische philosophische Prinzip geht von der Annahme aus, dass im Menschen bereits unbewusstes Wissen vorhanden ist, das durch die Hebammenkunst der sokratischen Dialoge ins Bewusstsein entbunden werden kann. Dies gestaltet sich schwieriger, wenn der Mensch einer „Doxa“ anhängt; einem Scheinwissen in Form einer ungeprüften, aber vehement vertretenden Meinung. Das virtuell angelegte (vor- bzw. unbewusste) Wissen, droht dann durch die Wucht der aktuell dominanten Persönlichkeitsanteile und der Macht der Situation erstickt zu werden – und im Kontext einer falsch verstandenen Meinungsfreiheit wird die Doxa allmählich zu einer ganz persönlichen Wahrheit. In der nachdenklichen Sphäre der Philosophie steigt die Wahrscheinlichkeit zumindest eine Ahnung von diesen virtuellen Möglichkeiten zu bekommen. Auf diese schwebende Haltung, auf den tastenden Pfad zur Episteme (dem geprüften Wissen), verweist die zweite Regel.

Die geometrische Spazierordnung (vierte Regel) entschleunigt den Wortwechsel und verbessert das (zumindest) akustische Verstehen, weil immer nur hinter der Gruppe das Wort ergriffen werden darf. Ausgenommen sind kurze Rückfragen zum besseren individuellen Verständnis des Gesagten. Dies führt zu einer rotierenden Bewegung der Gruppe, steigert die Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme. Zwar ist der Philosophische Praktiker mit einer Trillerpfeife ausgestattet, um das Regelbewusstsein wach zu halten, die Erfahrung hat aber gezeigt, dass sie kaum zum Einsatz kommt und dass auch die geometrische Spazierordnung nicht sakrosankt sein muss: Wenn die Verhältnisse zwischen Wegbreite, Gruppengröße, Stimmvolumina und Gesprächskultur passen, treten die Regeln rasch in den Hinter- und das gemeinsame Nachdenken in den Vordergrund.

Der eigentliche Spaziergang beginnt mit einer Erinnerung an den thematischen Proviant, denn auf dem ersten Wegabschnitt wird schweigend der Kontakt mit dem eigenen Innenraum aufgenommen, um eine erlebte Geschichte im Gedächtnis zu finden, die einen starken Bezug zum thematischen Proviant hat. Dann lässt sich einer der Teilnehmer:innen hinter die Gruppe zurückfallen, erzählt seine Geschichte und beantwortet Fragen der Gruppe zu den Details seiner Erzählung. Jetzt kann die Anekdote analysiert werden, damit brauchbare Elemente für den nachfolgenden Definitionsversuch des Begriffs (Thema) aufgestöbert werden können. Im vorletzten Abschnitt versucht die Gruppe eine gemeinsame Definition zu finden, auf dem fünften und letzten Wegabschnitt wird diese Definition auf ihre Schwachstellen hin untersucht und eventuell noch verbessert.

Der Charme des philosophischen Spaziergangs

Sein Zauber ist abseits von Gliederung und Regeln zu finden; nämlich in der erstaunlichen Tatsache, dass unterschiedliche Menschen auf ihrem gemeinsamen Weg dem Begriff in seine Tiefe und Komplexität hinein folgen, ohne dass dies als mühsam empfunden wird, sondern im Gegenteil: Sie kommen lebendiger und geistig erfrischt wieder am Ausgangspunkt an.

Erfahrungsgemäß ist eine Dauer von ein bis eineinhalb Stunden optimal, was ungefähr vier bis sieben Kilometer körperliche und geistige Bewegung an der frischen Luft entspricht.

Geselliges Beisammensein nach dem Philosophischen SpaziergangDas Ende des Spaziergangs kann je nach Lust zu einem Anfang werden. Ein Anfang, wo wir den Mut sich des eigenen Verstandes zu bedienen feiern. Es kann der Beginn eines geselligen Beisammenseins in entspannter Atmosphäre sein, begleitet von Snacks, Getränken und lockerem Plauderton.

Was, wo und wann?

Gänserndorf und Altenberg/Wördern. In der Regel jeden ersten Sonntag im Monat bei jedem Wetter - ausgenommen in der Ferienzeit. Die Beginnzeit schwankt, je nach nautischer Dämmerung und wird, wie der thematische Proviant, zuvor angekündigt, oder steht schon im Menüpunkt Aktueller thematischer Proviant- am besten den Newsletter (schöne Textur, Frequenz i.d.R. einmal pro Monat) gleich unterhalb bestellen. Das Thema kann aber auch jäh aus der Gruppe heraus erscheinen. 

Anmeldung ratsam (max. 7 TeilnehmerInnen!)

Eintritt: freie Spende

 Rodin's platter Denker

 

 

Newsletteranmeldung (schöne Textur, Frequenz i.d.R. einmal pro Monat, DSGV-konform)

 

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